
Handmade with love
Gemeinsames Essen verbindet, man lernt sein Gegenüber kennen. Durch einen schön gedeckten Tisch zeigt der Gastgeber, dass er denen, die er bewirtet, Gutes tun will und sie ehrt. Die Speisen, die aufgetragen werden, sind in der Regel großzügiger ausgewählt und zubereitet als das Essen, das alltäglich gekocht wird.
Als Studentin war ich einmal bei meiner Patentante in Frankfurt eingeladen und hatte nach einer langen Fahrt etwas besonders Großartiges zum Abendbrot erwartet. Stattdessen gab es Spiegelei und Bratkartoffeln mit grünem Salat. Ich war erstaunt.
Noch erstaunter war ich, als ich bemerkte, dass dieses einfache Essen ausgesprochen köstlich zubereitet war. Liebevoll hatte meine Gastgeberin die Speisen in kostbare Schüsseln gegeben, das wertvolle Besteck herausgeholt und alles mit farbenfrohen Blumen arrangiert. Daraus habe ich gelernt, wie man aus wenig viel machen kann.
Der schön gedeckte Tisch ist Mittel zum Zweck: Fülle, Schönheit und ein festliches Ambiente schaffen eine besondere Atmosphäre und man geht anders miteinander um, höflicher, rücksichtsvoller, kultivierter. Ganz nebenbei verrät er auch eine Menge über die Persönlichkeit des Gastgebers …
Und ist nicht das gemeinsame Essen viel mehr als nur zügige Nahrungsaufnahme – ist es nicht eine „heilige“ Handlung?
Sollten wir nicht auch aus Respekt und Dankbarkeit gegenüber unserem Schöpfer das verfeinern, was er uns zu unserer Versorgung und unserem Genuss erschuf und wachsen ließ?

Aus Daisy von Arnim „Himmlische Köstlichkeiten - Zu Gast bei der Apfelgräfin“ © 2010 Verlag der Francke-Buchhandlung