
Freiheitsfallen entdecken
Wie oft haben wir unnötiges Gepäck an Bord. Sei es im Auto, in der Handtasche oder im Reisekoffer. Das wiegt ganz schön schwer. In unserem Leben ist das oft ähnlich. Wir sind an so vieles gebunden. Und dann wundern wir uns, dass wir so schwerfällig durchs Leben stapfen. Höchste Zeit, unseren „Bindungsrucksack“ zu durchleuchten, um fortan wieder leichten Schrittes unterwegs zu sein.
Skibindung, Bankverbindung, Preisbindung. Klingt alles schrecklich eng. Auch in unserem Leben können einengende Bindungen bestehen. Häufig merken wir das gar nicht. Doch diese wiegen meist schwer. Die Leichtigkeit geht flöten. Dabei wünschen wir uns nichts mehr, als beflügelt und unbeschwert durchs Leben zu reisen. Sei es mit Lenkrad, Handtasche oder Reisekoffer in der Hand. Da sollte uns nichts runterziehen. Aber wo könnten sich Schwergewichte angelagert haben? Durchleuchten wir einige Bereiche, um das herauszufinden.
Menschen, Materielles, Müßiggang
In unserem Leben gibt es Verbindungen zu Menschen. Tun uns alle davon noch gut? Überprüfen wir unser Umfeld: Leben wir erfüllte Beziehungen oder fühlen wir uns ausgelaugt und leer? Mit wem hängen wir gern ab? Mit wem können wir Pferde stehlen und alles läuft unkompliziert? Und zwischen uns und welchen Menschen herrscht eine gewisse Abhängigkeit? Wo sind wir über die Zeit unfrei geworden? Hier sollten wir ehrlich sein. Zu uns selbst und zu anderen. Indem wir nicht mehr passende Begebenheiten ansprechen, können diese sich verändern. Wenn sich gar nichts ändert, könnte auf lange Sicht etwas Distanz oder ein Schlusspunkt mehr Freiheit verschaffen.
In unserem Leben kommt auch schrecklich viel Materielles vor. Das haben wir angehäuft. Weil wir gewisse Dinge lieben. Jeder sollte sofort in der Lage sein, im Handumdrehen fünf bis zehn Sachen zu entsorgen oder wegzugeben. Wem das schwerfällt, der könnte zu sehr an seinen Dingen hängen. In dem Fall macht man eher keinen kurzen Prozess. Sondern überlegt stattdessen, warum man so an den Sachen hängt. Sind sie ein Ersatz für etwas, was uns echte Substanz geben würde? Zu viel Krimskrams kann uns den Atem rauben und die Leichtigkeit stehlen. Eine vollgestopfte Bude ist keine Kulisse der Freiheit. Schließlich mal Tabula rasa zu machen, kann uns befreien.
Was uns noch beschweren könnte, sind hinderliche Gedanken. Ständige Grübeleien machen unser Leben unnötig schwer. Denken wir mindestens genauso oft gute Gedanken wie nicht ganz so förderliche Gedanken? Damit wäre leider erst Neutralität erreicht – wie beim Bankkonto: Hundert Euro frisch auf dem Konto. Für hundert Euro eingekauft. Macht unterm Strich null. Neutralität. Immerhin nicht im Minus. So ist es auch in unserer Gedankenwelt. Ein ausgeglichener Zustand ist schon viel wert. Doch das kann man noch toppen. Damit man nicht gleich wieder ins Minus der negativen Gedanken abrutscht, an die man rasch gebunden bleibt. Lieber gedankliche Kapazitäten für Müßiggang schaffen.
Essen, Trinken, Genießen
Langen wir beim Essen übertrieben zu? Nicht vereinzelt, sondern immer wieder? Trinken wir gern einen über den Durst? Einmal ist keinmal, sagt der Volksmund. Doch wenn das immer so ist, entstehen wiederum Bindungen. Diese engen unser Leben ein, so wie Skibindungen unsere Füße. Essen wir als Trost, aus Unachtsamkeit oder Langeweile? Trinken wir ein Glas Wein, weil uns Geselligkeit fehlt?
Immer, wenn wir zwanghaft oder auch aus Gewohnheit etwas tun, sollten wir das überprüfen. Es lohnt sich auch, unsere Genussmittel zu durchleuchten. Sind wir gebunden an Schokolade, Zigaretten oder Unmengen Kaffee? Brauchen wir ständig Hallo-wach-Energydrinks? Wann fühlen wir uns hibbelig und unfrei, wenn uns welches Mittel fehlt? Die Erkenntnis darüber hilft uns, dass wir uns nach und nach davon freimachen können.

Shopping, Status & Co.
Ist im Kleiderschrank kein Platz mehr vorhanden? Shoppen macht Spaß – keine Frage. Doch Kaufen um des Kaufens Willen ist keine freie Angelegenheit. Für viele kann das eine Ersatzbefriedigung, Belohnung oder Trost sein. Einkaufen kann uns auch Anerkennung schenken: Wenn uns im Laden andere Kunden neidisch angucken. Wenn uns die Modeberaterin Komplimente macht. Wenn wir dieses High-Gefühl mit unserer Shopping-Trophäe erleben.
Daheim angekommen, stellen wir die Tüte in die Ecke, zu den anderen. Fühlen wir uns allein und leer? Auch die schönste Shoppingtour ändert nichts an solchen Gefühlen. Im Gegenteil. Womöglich gehen wir immer häufiger einkaufen. Ein Teufelskreis entfacht sich. Wir sind gebunden. Das geht einher mit Statusgehabe. Wer trägt die neuesten Klamotten? Doch wer sich nur über Prestige definiert, ist abhängig. Er braucht immer mehr Prestigesymbole am Körper, ist letztlich gebunden.
Gesundheit und Körper
Schließlich könnten wir dann noch gebunden sein in puncto Gesundheit. Wir ernähren uns besonders gesund, haben einen strengen Essensplan. Bestimmte Sachen kommen uns nicht auf den Teller. Mancher scheint wie besessen zu sein von seinen Essgewohnheiten. Doch man sollte keine Ersatzreligion daraus machen. Kein Dogma bauen. Das alles bindet. Es macht unfrei und raubt Lebensfreude.
Ebenso kann uns ein Körper- und Schlankheitswahn ungünstig binden. Wir stecken in einem völlig unrealistischen Wunschbild von unserem Körper fest. Wir lehnen uns ab, wie wir sind. Komplimente kommen uns wie Lügen vor. Manche treiben wie besessen Sport. Andere veröffentlichen im Stundentakt Selfies. Prüfen wir auch hier, wo wir übertrieben agieren. Könnten wir in diesem Bereich gebunden sein? Lassen wir los und lösen wir uns nach und nach von solchen Mustern.
Dieser Streifzug durch unterschiedlichste Bereiche mag womöglich etwas schlauchen. Doch indem wir förderliche Erkenntnisse finden und wir uns diese zu Herzen nehmen, kann Freiheit entstehen. Wir können unnötigen Ballast, all die beschwerenden Bindungen über Bord werfen. Dann kommt die Leichtigkeit zurück. Und mal ehrlich, wollten wir nicht unbeschwert durchs Leben segeln?
Diana Schmid
Wer schreibt hier:
Diana Schmid arbeitet als freie Journalistin und Autorin im Bereich von Glauben und christlichem Lebensglück. Sie liebt es, wenn sie mit ihren Beiträgen und Büchern andere bewegen, begeistern und berühren kann. Mehr von Diana Schmid gibt es unter schmid-text.de.